Physiotherapeutisches Pilotprojekt Sri Lanka



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2012 - 2013 BERICHT IN DEUTSCH
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2012 - 2013 REPORT IN ENGLISH
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11/2012 - 2013

  • Es ist wieder soweit und mit großer Freude und ganz vielen neuen Ideen und notwendigen Mitbringsel wie Rollatoren und unterschiedliches Therapiematerial welches von lieben Menschen gesponsert wurde, geht es ins Peraliaycenter nach Telwatte, wo mich die Kinder schon ganz aufgeregt erwarten. Wie ich das Lachen dieser Kinder vermisst habe. Auch das Team des Centers, Dr. De Zoysa und die Krankenschwester Dinuscha empfangen mich sehr herzlich und nach ein paar kurzen Gesprächen und Planungen geht es auch schon mit der Arbeit los.
    Bis auf zwei Kinder, die leider verstorben sind, kommen alle sehr motiviert zur Therapie und präsentieren ganz stolz ihre Hausaufgaben, die ich ihnen vor meiner letzen Abreise auf den Weg gegeben habe. Es ist zu erkennen, dass alle Kinder in meiner Abwesenheit fleißig ihre Übungen unter Aufsicht und Kontrolle der Eltern und Dr. De Zoysa gemacht haben. Problemlos kann ich also meine therapeutischen Ziele bei jedem einzelnen Kind weiter verfolgen und gezielt ansetzen.
    In meiner Abwesenheit hat sich unser Projekt in den umliegenden Dörfern herumgesprochen und einige Kinder wurden im Zentrum auf eine Warteliste gesetzt. Diese Kinder konnte ich mir inzwischen anschauen und in unsere Planung mit einbeziehen. Somit sind inzwischen ca. 35 Kinder mit ganz unterschiedliche Krankheitsbilder in Behandlung. Das Therapiekonzept umfasst Physiotherapie, kombiniert mit Craniosacraltherapie. Je nach Zustand des Kindes werden sie 1 bis 2 mal pro Woche im Zentrum behandelt. Die Therapiedauer ist zwischen 30 bis 45 Minuten pro Kind. 
    Die meisten Diagnosen sind teilweise nicht ganz klar gestellt, aber fast alle Kinder haben Diagnosen wie CP (Cerebralparese), nicht eingestellte Epilepsien, Traumatische Folgeerscheinungen, geistig und körperlich Entwicklungsverzögerungen. Da fast alle Kinder vorher nie bzw. kaum physiotherapeutisch behandelt wurden, sind die Begleiterscheinungen und Deformitäten v.a. der unteren Extremitäten extrem. Bei dem einen oder anderen Kind hätte man bei rechtzeitiger Behandlung sicherlich solch ein Missgeschick verhindern und manches Kind noch auf die Füße stellen können. Somit bleibt bei manchen nur noch die Versorgung mit dem Rollstuhl oder Rolllator. Trotz allem kommen die Kinder immer sehr motiviert und pünktlich zur Therapie. Vor allem die Eltern sind sehr dankbar, dass sich jemand um sie kümmert und sich ihren Kindern annimmt. Außer der Therapie gebe ich den Eltern Tipps und Hausaufgaben mit nach Hause, die sie dann mit ihren Kinder machen sollen. Interessanterweise funktioniert das sehr gut. Die Eltern sind dies hier nicht gewohnt, denn leider zählt ein behindertes Kind hier zum "schwachen Teil" der Gesellschaft und bleibt somit oft auf der Strecke. Daher steht für mich in diesem Pilotprojkekt Ayubowan Hilfe zur Selbsthilfe an erster Stelle. Die Menschen sind für alle neue Dinge sehr offen und mit etwas Geduld kann man so einiges auf die Beine stellen.
  • Beispielsweise startete für zwei Tage ein Zahnarztprojekt mit einer "mobilen Zahnklinik" um den behinderten Kindern eine Zahnärztliche Kontrolle und Versorgung zu ermöglichen. Weiterhin wird ab Januar einmal pro Woche am Nachmittag ein Workshop für Kinder mit Lernschwierigkeiten stattfinden.

    Man kann die Arbeit hier nicht mit der in Europa vergleichen. Doch ich versuche so gut ich kann, diese den Bedürfnissen der Kinder anzupassen. Dafür muss man hier sehr flexibel sein. Oftmals lassen die Konditionen sehr zu wünschen übrig. Aber unser Motto "alles wird gut" funktioniert immer und ich gebe nie die Hoffnung auf, immer wieder Menschen zu finden, die mich in diesem Projekt unterstützen. Somit konnten wir zum Beispiel einen Orthopädiemechaniker in der Gegend von Colombo ausfindig machen, der Rollstühle und Rollatoren besorgen und den Kindern anpassen kann. Diese Kosten werden von Spendengeldern finanziert.

    Ich wünsche mir von Herzen, dass die Kinder auch in Zukunft die Chance auf eine regelmäßige physiotherapeutische Behandlung bekommen. Es gibt noch viel zu tun und ich freue mich sehr auf die kommenden Monate :)

    Ein herzliches Dankeschön dafür geht als erstes an meinen Chef Axel Linke, der es mir ermöglicht, diese wundervolle Arbeit hier in Sri Lanka für einen längeren Zeitraum durchzuführen.
    Ein ganz besonderen Dank an alle lieben Menschen, Familien und Freunde, die mich bei dieser Arbeit sowohl finanziell als auch menschlich unterstützen und fest an mich und meine Arbeit glauben. Das gibt mir die Kraft für dieses Projekt.

    Die kürzeste Verbindung zweier Menschen ist ein Lächeln ... lächle und die Welt lächelt zurück.

    Berührende Momente bleiben für immer in unseren Herzen bestehen.
    DANKE!

    Barbara Dietrich

    (Physiotherapeutin-Craniosacraltherapeutin)

Wir gehen dem neuen Jahr 2013 entgegen:


  • Zum Abschluss 2012 können wir ein gutes Ergebnis vorweisen, was den Einsatz des Physiotherapeutischen Projekts betrifft.
    Dank vieler Spenden konnten wir aus dem Vollen Greifen und somit zum einen eine mobile Zahnklinik für zwei Tage organisieren, wo alle Kinder des Projektes eine Zahnuntersuchung, Behandlung und die notwendigen Informationen für die Zahnreinigung mit der dazu gehörigen Zahnbürste und Zahnpasten bekamen. Natürlich kann man die Ausstattung der hiesigen Zahnärzte nicht mit unseren vergleichen. Doch die Kinder und Eltern nahmen dies dankbar an und hielten sich ganz tapfer auf dem nicht so ganz modernen Zahnarztstuhl.
  • Weiterhin konnten wir einen Termin mit dem in Colombo ansässigen Orthopädiemechaniker machen der uns für einen Tag im Zentrum besuchen kam. Dort haben wir allen Kindern die nötige Rehabilitationsversorgung geben können. Manche Kinder bekommen eine komplette Rollstuhlversorgung mit Sitzschalen, Fixierung und Tischhalterung, manche einen Rollator, einen Stehständer, Orthesen oder Schuhe mit Einlagen. Je nach Kind wurde alles gut ausgemessen und in Auftrag gegeben. Wenn alles klappt und alle Materialien auffindbar sind, können die ersten Rollstühle schon in drei Wochen geliefert werden. Auch hier sind die gegebenen Umstände leider nicht mit dem europäischen Standard zu vergleichen.
    Geduld und Flexibilität stehen hier an erster Stelle in Sri Lanka. Alles braucht hier viel Zeit, welches die Einheimischen mehr als genug haben. Und ich als Weltenbummler habe das ja inzwischen auch schon raus. Es freut mich sehr, den Kinder zwar nicht die perfekte aber für ihre Umstände entsprechenden Begebenheiten eine einigermaßen gute Ausstattung zu geben. Es ist gar nicht so einfach manchen Eltern klar zu machen, dass mit dem passenden Training ein Rollstuhl auch positive Seiten hat und das Kind nicht nur getragen oder versteckt werden muss sondern auch selbständig werden kann. Für den einen oder anderen ist durch den Rollator das Gehen viel leichter geworden. Hier tragen die Eltern die Kinder ständig und überall. Doch langsam aber sicher scheinen die Familien dies zu verstehen und zu akzeptieren. Der Umgang mit Behinderung ist in Sri Lanka ein delikates Thema. Meist sieht man die Kinder nicht und sie werden in den Häusern versteckt gehalten. Mir ist es ganz wichtig den Eltern und Menschen hier klar zu machen, dass auch wenn das Kind eine Behinderung hat, Ziele für eine Zukunft und Selbständigkeit erreichen kann. Mit dem richtigen Verständnis und der passenden Hilfe können die Kinder zum Beispiel zur Schule gehen und sich auch selbständig fortbewegen. Das ist einer meiner Aufgaben hier in Sri Lanka.
    Meine Mühe scheint Früchte zu tragen, denn der Zuwachs und die regelmäßige Teilnahme der Therapien sprechen für sich. Momentan regnet es sehr viel hier und normalerweise gehen die Menschen bei solchem Wetter nicht vor die Haustüre. Doch meine Kinder und ihre Familien stehen täglich, einigermaßen pünktlich wie die Maurer im Zentrum und können es kaum erwarten mit der Therapie zu beginnen. Motiviert zeigen sie stolz ihre Hausaufgaben und Übungen die sie von mir mit nach Hause bekommen haben. Ein besseres Kompliment können mir die Kinder gar nicht machen. Es sind kaum Fehlzeiten zu vermerken und wenn dann wegen Krankheit. Aber auch hier sind wir soweit, dass die Termine dann sogar abgesagt werden und ein Ersatztermin gegeben werden kann ... Was möchte ich mehr ...

    An dieser Stelle liegt es mir nochmals am Herzen mich bei allen lieben Menschen zu bedanken, die mir von allen Seiten Hilfe und Unterstützung für dieses Projekt geben. Ich weiß dieses sehr zu schätzen und werde auch weiterhin an diesem Projekt festhalten und vollen Einsatz bringen.
    Gemeinsam mit meinen Kindern, die mir inzwischen sehr ans Herz gewachsen sind, gehen wir täglich einen kleinen Schritt weiter nach vorne ... und wer weiß, vielleicht entsteht ja irgendwann auch noch viel mehr ... das wünsche ich mir.

    Strebe danach, dass alles, was du sagst, von Herzen kommt.
    Vinzenz von Paul

    In diesem Sinne, sende ich alle ganz liebe Grüße aus Sri Lanka!
    Eure Barbara

 

Endbericht:


  • Es ist kaum zu glauben ... vier Monate in Sri Lanka sind wie im Fluge vorbeigezogen und ich kann mit Stolz und Freude auf eine erfolgreiche Arbeit zurückschauen. Wie schon in den vorherigen Berichten beschrieben sind alle Kinder mit den Rehmaterialien versorgt worden. Der Orthopädiemechaniker Herman hat nochmals alle einzelne Kinder angeschaut und die Feinheiten für jedes einzelne Kind angepasst. Alle Familien sind sehr dankbar und glücklich über diese Hilfe. Die eine oder andere Mama kann somit ihr Kind in den Rollstuhl setzen und beruhigt andere Dinge erledigen während ihr Kind aktiv im Rollstuhl arbeiten kann. Manche Kinder haben von mir Rollstuhltraining bekommen und arbeiten fleißig daran sich mit dem noch ungewohnten Rollstuhl fortzubewegen.
    Außerdem habe ich die letzten zwei Tage alle Kinder zu Hause besucht. Ich bin sehr gastfreundlich worden und mussten leider mit Schrecken feststellen, dass manche Familien unter sehr ärmlichen Umständen leben. Der ein oder andere Haushalt besitzt weder Strom noch Wasser und es fehlt an Bett, Tisch oder Stühlen. Daher haben wir spontan entschieden diese Familien mit Möbeln, Patenschaften oder andere Hilfsmitteln zu versorgen. Jedes Kind und Familie ist mit "Hausaufgaben" von mir versorgt worden. Es handelt sich dabei um Übungen die sie während meiner Abwesenheit machen sollen, damit sich die körperlichen Erfolge nicht verschlechtern und ich beim nächsten Mal direkt weitermachen und mit neuen Konzepten ansetzen kann.
    Die Kollegin Julia Kastl hat sich für zwei Monate bereit erklärt, das Physiotherapeutische Projekt zu unterstützen. Nach intensiver Einführung therapiert sie momentan einige Kinder im Zentrum weiter und hilft auch bei einigen organisatorischen Dingen.
    Lieben Dank für den Einsatz!
  • Weiterhin haben wir einen kleinen Jungen, namens Samit, der eine sehr risikoreiche Operation benötigte, finanziell unterstützt. Ich habe mich persönlich mit dem zuständigen Arzt in Verbindung gesetzt und den ganzen Ablauf begleitet. Die Operation war nicht einfach und mit großen Schmerzen verbunden. Doch der Eingriff ist erfolgreich gewesen und Samit ist inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden und wird bald mit den physiotherapeutischen Massnahmen beginnen.
  • Bei meinem Krankenhausbesuch habe ich leider sehr viel Elend gesehen ... noch sehr kleine Kinder mit großen neurologischen operativen Eingriffen, die keine Versorgung haben und unter katastrophalen Bedingungen in dem Krankenhaus liegen. Wenn man das überhaupt Krankenhaus nennen kann, denn über die hygienischen Massnahmen möchte ich mich besser nicht weiter auslassen. Natürlich ist bei dieser Erfahrung gleich mein "Helfersyndrom" angesprungen. Bei meinem nächsten Besuch in Sri Lanka möchte ich gerne direkt Hilfe in der Kinderabteilung anbieten, damit die Kinder die Chance für eine sofortige physiotherapeutische Versorgung bekommen und später dann im Paraliya Zentrum weitergeführt werden kann. Dazu werde ich mich mit dem Chefarzt des Krankenhauses treffen, der sich sehr für das physiotherapeutische Projekt interessiert hat.
  • Wichtig ist weiterhin die intensive Weiterführung der medizinische und zahnmedizinische Versorgung aller behinderten Kinder im Peralyazentrum, die wir ja dieses Jahr schon erfolgreich gestartet haben.
  • Musikklassen, Kunstklassen und intensive Unterstützung der lernschwachen Kindern sind noch in meinen Ideen für das Physiotherapeutische Projekt zu intensivieren.
  • Nicht zu vergessen ist die Kooperation der Universität für Physiotherapie . Dies ist ein weiterer Schwerpunkt der Förderung des Physiotherapeutischen Projektes.
  • Momentan habe ich einen Studenten der sich regelmäßig im Zentrum präsentiert und mir bei den Behandlungen hospitiert. Dies möchte ich sehr gerne weiterführen, denn meine Idee ist es, einheimische Physiotherapeuten für mein Projekt zu gewinnen, auszubilden und im Sinne von "Hilfe zur Selbsthilfe" ins Projekt einzuführen. Somit wären die Kinder auf längere Sicht physiotherapeutisch versorgt. Das ist zwar nicht so einfach aber sehr wichtig, denn den behinderten Kindern in Sri Lanka wird vom Staat aus nur bedingt oder fast gar keine Möglichkeit und Hilfe angeboten. Dementsprechend sind dann die Folgeerscheinungen von denen ich bereits berichtet habe. Umso wichtig ist es mir, den einheimischen Studenten dies bewusst zu machen und diese Arbeit ihnen nah ans Herz zu bringen. Das Interesse habe ich bereits in der Universität in Colombo wecken können und der Direktor der physiotherapeutischen Abteilung ist an der Idee Seminare in der Uni zu organisieren und Praktikumsplätze anzubieten, sehr interessiert.
  • Um all diese Ideen zu verwirklichen brauche ich natürlich sowohl finanzielle als auch therapeutische Hilfe.
    Ich weiß, dass ich noch einiges in Sri Lanka für diese Kinder schaffen kann. Es ist oft nicht einfach und die Arbeit kostet manchmal sehr viel Energie. Aber die leuchtenden Kinderaugen und das Lächeln das sie mir jeden einzelnen Tag schenken sind Grund genug mit neuer Kraft weiterzumachen.
    Es gibt noch viel zu tun ... und das bringt mich jeden Tag ein Schritt weiter ...

Wie sehr mir die Kinder ans Herz gewachsen sind, lässt sich mit Worten kaum ausdrücken und ich kann nicht genug DANKE an alle sagen, die mich bis heute in jeder Hinsicht beim Ausführen meines Projektes unterstützt haben.

 

Wer Worte benutzt, trägt die Verantwortung für sie.
Eine alte Weisheit sagt: "Es ist nicht wichtig, was du sagst, sondern wichtig, wie es bei deinem Gegenüber ankommt."
Doch wie kann man das erreichen?
Eigentlich ist es ganz einfach: Die Worte müssen von Herzen kommen.

 

"Worte sind der Atem. Gebunden in Sätze, erwecken sie das Herz zum Leben.

Doch die Seele berühren kann nur, wer das Geheimnis der Worte versteht."

 

In diesem Sinne ...

Herzensgrüße,

Barbara